Kieferfehlstellungen

kieferfehlstellung-kieferorthopaedieMehr als die Hälfte der Bundesbürger hat Kiefer- oder Zahnfehlstellungen. Nicht alle diese Fehlstellungen sind behandlungsbedürftig. Die Entscheidung, ob eine Behandlung durch einen Zahnarzt und/ oder Kiefernorthopäden erforderlich ist, hängt vielfach von der Zukunftsprognose ab – etwa ob diese Kieferfehlstellungen zu einem veränderten Kauverhalten, gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder anderen Gesundheitsproblemen führen könnten oder letztlich nur das Schönheitsempfinden stören.

Wie entstehen Kieferfehlstellungen?

Etwa die Hälfte der Kieferfehlstellungen ist angeboren, d.h. beispielsweise ist der Abstand zwischen den einzelnen Zähnen zu eng und beim Durchbruch der bleibenden, etwas größeren, Zähne verschiebt sich das Gebiss ineinander oder es bleiben große Zwischenräume, weil ein oder mehrere Zähne genetisch bedingt gar nicht im Kiefer angelegt wurden. Diese Freiräume führen dann dazu, dass sich auch hier die Zähne verschieben, weil zu viel Platz vorhanden ist. Die andere Hälfte der Kieferfehlstellungen ist auf äußere Einflüsse zurückzuführen, wie etwa das Daumenlutschen oder das Schnullersaugen nach dem 3.Lebensjahr. Aber unabhängig von der Entstehung der Kieferfehlstellungen ist es ratsam, den behandelnden Zahnarzt anzusprechen, wenn Unregelmäßigkeiten im eigenen Kiefer und dem Kiefer der Kinder auffallen. Nicht immer ist eine Behandlung durch den Kieferorthopäden nötig, gerade bei Kindern reguliert sich durch den Zahnwechsel häufig noch einiges im Kiefer von alleine. Aber zumindest sollte dieses bei einem Zahnarzttermin mit diesem abgeklärt werden und nötigenfalls ein Beratungsgespräch beim Kieferorthopäden zu vereinbaren.

Welche Kieferfehlstellungen gibt es?

Zu den meist behandlungsbedürftigen Kieferfehlstellungen gehören im Einzelnen:

Der Zahnengstand – erkennbar ist diese Kieferfehlstellung vor allem an den unregelmäßigen Zahnreihen, bei denen sich die Zähne teilweise verdreht oder sogar in zweiter Reihe im Kiefer befinden.

Der Vorbiss – deutlich erkennbar an der unterschiedlichen Größe von Ober- und Unterkiefer, beim Vorbiss steht der Unterkiefer deutlich vor dem Oberkiefer.

Der Rückbiss – auch diese Kieferfehlstellung ist deutlich erkennbar am unterschiedlichen Größenverhältnis von Ober- und Unterkiefer, hierbei ragt der Oberkiefer weit über den Unterkiefer hinaus.

Der Kreuzbiss – zu erkennen ist der Kreuzbiss daran, dass die Backenzähne des Unterkiefers auf einer oder sogar beiden Seiten über die Backenzähne des Oberkiefers hinausragen, normalerweise ist der Oberkiefer jedoch breiter als der Unterkiefer. Auch wenn die Schneidezähne umgekehrt verzahnt sind, sich also die unteren über den oberen Schneidezähnen beim Zusammenbeißen befinden, spricht man von einem Kreuzbiss.

Der offene Biss – hierunter werden alle Kieferfehlstellungen zusammengefasst, bei denen sich die im Ober- und Unterkiefer gegenüberliegenden Zähne nicht berühren beim Zusammenbeißen.

Die Frontzahnlücke – hierunter ist eine besonders große Lücke zwischen den mittleren Schneidezähnen zu verstehen, die jedoch immer erblich bedingt durch ein sehr tief angesetztes Lippenbändchen (meist im oberen Kiefer) verursacht wird.

Wie werden Kieferfehlstellungen behandelt?

Kieferfehlstellungen werden meist im Rahmen von Routineuntersuchungen beim Zahnarzt entdeckt, oft hinterfragen auch Eltern beim Zahnarztbesuch die Zahn-und Kieferstellung ihrer Kinder. In der Regel sind heute alle Kieferfehlstellungen durch kiefernorthopädische Behandlungen zu beheben. Kiefernorthopädische Behandlungen bei Kindern sind in der Regel schneller erfolgreich als bei Erwachsenen, trotzdem ist es auch im Erwachsenenalter noch ratsam, einen Kiefernorthopäden aufzusuchen, wenn sich gesundheitliche Beschwerden wie häufige Halsentzündungen oder Kaubeschwerden einstellen; auch nach einem Unfall kann es notwendig sein, sich in kiefernorthopädische Behandlung zu begeben. Je nach Schwere der Kieferfehlstellung und dem Entwicklungsstand des Zahnwechsels kann eine Behandlung beim Kiefernorthopäden im Ganzen oder in Teilschritten erfolgen. Zu Beginn wird in der Regel der Kiefer vermessen und Röntgenaufnahmen und Abdrücke des Ober- und Unterkiefers geben Aufschluss über die Kieferfehlstellung sowie die gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch diese Fehlstellungen. Normalerweise erfolgt eine Behandlung in Form von losen oder festsitzenden Zahnklammern, manchmal ist es notwendig operative Zusatzmaßnahmen einzuleiten. Hierüber wird der Kiefernorthopäde einen umfassenden Behandlungsplan erstellen und diesen mit dem Patienten abstimmen.

Wer trägt die Kosten für eine kiefernorthopädische Behandlung?

Die Kosten werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, häufig werden Zuzahlungen von den Eltern verlangt während der Behandlung von Kindern, die jedoch nach dem Abschluss der Behandlung von den Krankenkassen erstattet werden. Die Übernahme von Kosten für die kiefernorthopädische Behandlung von Erwachsenen ist von Krankenkasse zu Krankenkasse unterschiedlich geregelt, es lohnt sich aber immer, das Gespräch mit der Krankenkasse im Vorwege zu suchen. Häufig bestehen auch Zusatzversicherungen, die einen Teil der Behandlungskosten übernehmen.